Wie Kinder gewinnen, auch wenn sie mal verlieren
Kooperation mit Schulen
Warum brauchen Kinder die Chance, einen Mannschaftssport kennen und spielen zu lernen? Was gibt ihnen der sportliche Wettkampf, was der Schulsport alleine nicht leisten kann? Und wie wichtig ist die Erfahrung, dass man dabei nicht immer gewinnen kann? Annkathrin Waschke vom Projekt Handball-Grundschul-Liga der SG Pforzheim Eutingen hat spannende Antworten auf diese Fragen.
Seit 2017 bringt die SG Pforzheim Eutingen in Kooperation mit den Schulen der Region Kindern der Klassenstufen drei bis sechs das Handballspielen nahe. Neben Sport-AGs an den Nachmittagen gehören dazu bunte Aktionstage und die schulübergreifenden Turniere der Pforzheimer Grundschul-Handball-Liga. Für dieses erfolgreiche Engagement wurde der Verein 2021 vom Deutschen Olympischen Sportbund ausgezeichnet.
Annkathrin Waschke hat das von den SWP geförderte Projekt mit aufgebaut und leitet es heute hauptamtlich.
Frau Waschke, nach der pandemiebedingten Unterbrechung können Sie jetzt endlich wieder voll durchstarten – wie fühlt sich das an?
„In der Corona-Zeit war es nicht einfach, wir konnten vieles nicht machen, die Kinder haben sich zu wenig bewegt und waren zu viel allein. Deshalb freuen wir uns im Team riesig, dass wir jetzt wieder Aktionstage und Turniere veranstalten können. Und was noch wichtiger ist: Die Schüler finden es auch toll und die Nachfrage nach unseren AGs wächst. Das zeigt, dass unser Angebot gebraucht wird.“
Was bringt der Handball den Kindern?
„Handball ist ein schnelles, vielseitiges Spiel, bei dem die Kinder jede Menge Spaß haben und sich austoben können. Und ganz nebenbei lernen sie dabei viel fürs Leben, von motorischen bis hin zu mentalen, sozialen und emotionalen Fertigkeiten. Kinder erlernen die Regeln, man übt und trainiert. Der Spielerfolg hängt davon ab, wie gut Kids in der Mannschaft zusammenspielt, das fördert Werte wie Teamgeist und Fairness. Von all dem profitieren die Kinder in der ganzen Schulzeit und auch später im Leben.“
Sind die Handballregeln nicht zu komplex für Kinder im Grundschulalter?
„In diesem Alter legen wir natürlich nicht das komplette Regelwerk zugrunde, sondern nur eine abgespeckte Version. Wir konzentrieren uns auf die wesentlichen Grundregeln und Grundtechniken wie Prellen, Passen und Werfen, damit richtige Wettspiele möglich sind.“
Warum legen Sie so viel Wert auf den Wettkampfgedanken?
„Der sportliche Wettkampf wirkt wie ein Katalysator bei sportlichen Aktivitäten: Er motiviert zum Weitermachen, Üben und Trainieren. Im Wettspiel können Kinder zeigen, welche Fortschritte sie gemacht haben, und das eigene Können weiterentwickeln. Anders als im Schulunterricht gibt es keine abstrakten Noten, die ein Lehrer vergibt, sondern die Kinder erleben den direkten Fortschritt der eigenen Entwicklung und bekommen ein ganz konkretes Feedback.“
Annkathrin Waschke ist selbst mit dem Handball groß geworden und liebt ihren Sport. Die gelernte Erzieherin hat das Projekt Handball-AGs und Grundschul-Liga im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) bei der SG Pforzheim Eutingen mit aufgebaut. Heute leitet sie den eigens eingerichteten Bereich Kooperation Kita und Schule als Vollzeitjob. Gemeinsam mit Ihrem Team aus drei FSJlern koordiniert, organisiert und veranstaltet sie Aktionstage sowie schulübergreifende Turniere und trainiert die Kinder in Schul-AGs oder im Kita-Sport. Darüber hinaus arbeitet die 27-Jährige in der Vereinsleitung und in der Jugendleitung der SG mit, trainiert mehrere Jugendmannschaften und spielt selbst noch aktiv Handball.
Und wenn es mal nicht so gut läuft?
„Kinder wachsen auch mit der Erfahrung, dass man auch mal nicht gewinnt. Schon die Kleinen können lernen, dass das kein Grund ist, sich hängenzulassen, sondern dass man damit umgehen und es als Ansporn nutzen kann, besser zu werden. Aber eigentlich steht bei unseren Wettspielen nicht das Gewinnen oder Verlieren im Vordergrund, die Betonung liegt auf dem Spiel – uns geht es vor allem um den Spaß und die Spielfreude.“
Wettkampfspaß ohne Gewinndruck – wie geht das konkret?
„Unsere Grundschul-Liga Turniere und Aktionstage gestalten wir erlebnisorientiert, nicht ergebnisorientiert. Das miteinander Spielen selbst ist der Erfolg. Außerdem gibt es viele abwechslungsreiche Übungen, bei denen es um Koordination, Körper- und Ballbeherrschung geht. Zum Beispiel beim Ballprellen durch einen Parcours laufen oder den Ball einem Spieler zupassen, der auf einer Bank balanciert, oder auch Zielwurfübungen. Dabei haben alle viel Spaß und für jedes Kind ist was dabei, was es richtig gut kann. Und natürlich kriegt auch jedes teilnehmende Kind eine Anerkennung in Form von Urkunden, Medaillen oder Pokalen zum Mitnehmen.“
Wie läuft die Kooperation mit den Schulen?
„Die Zusammenarbeit ist durchweg sehr gut und sehr angenehm. Die Schulen nehmen unser ergänzendes Sportangebot im Rahmen der Ganztagsbetreuung sehr gerne an. Wir stimmen uns mit den Sportlehrkräften ab und sind oft auch bei Elternabenden dabei, um hier Überzeugungsarbeit zu leisten. Ich habe überall feste Ansprechpartner, teils kümmert sich die Schulleitung selbst darum, das zeigt ja auch die Wertschätzung, die das Projekt hat.“
Und welche Rolle haben die SWP?
„Wir sind sehr froh, dass wir die SWP als Sponsorpartner zur Seite haben. Wir haben einen guten Kontakt, werden gehört und fühlen uns hier gut aufgehoben und betreut, ob es um die Preise für die Wettkämpfe oder die Ausstattung mit T-Shirts etc. geht. Ein beliebtes Highlight für die Kinder ist immer, wenn bei unseren Veranstaltungen das SWP Maskottchen Stromi mit seiner strubbeligen Frisur auftaucht.“
Eine letzte Frage: Profitiert eigentlich auch die Jugendarbeit des Vereins davon?
„Das Thema Nachwuchsgewinnung für den Verein steht nicht im Vordergrund, die SG macht ohnehin eine sehr gute und erfolgreiche Jugendarbeit. Aber natürlich freuen wir uns über jeden Neuzugang. Bei uns kann man erstmal eine Weile beim Vereinstraining schnuppern und muss nicht sofort Mitglied werden. Aus den Schulkooperationen haben inzwischen einige Kinder dieses Angebot wahrgenommen und etwa zehn davon sind jetzt in unseren Jugendmannschaften aktiv. Das ist toll, denn Vereinssport kann Kindern so viel bieten, bis hin zu Freundschaften fürs Leben.“
Wer hat’s erfunden?
Hätten Sie’s gewusst: Deutschland ist das Mutterland des Handballs. Die Grundregeln und der Name wurden 1917 in Berlin entwickelt, zunächst war das Spiel eigentlich für Frauen gedacht. Das schnelle, dynamische und abwechslungsreiche Spiel wurde schnell populär und schon bald auch von Männern gespielt. Ursprünglich spielte man Feldhandball im Freien, seit den 1950er Jahren setzte sich aber die Halle durch. Seit 1966 gibt es die Handball-Bundesliga, zunächst nur für die Männer, seit 1975 auch für Frauen.
Welche Schulen nehmen am Projekt teil: Karl-Friedrich-GS Eutingen, Insel GS Pforzheim, Osterfeld GS Pforzheim, Schanz-GS Pforzheim, Grundschule im Biet (Neuhausen), Weiherbergschule Pforzheim, Hildea-Gymnasium Pforzheim
Die Kooperationskindergärten sind: Städtischer Kindergarten Fritz Neuert Straße, Kath. Kindergarten St. Elisabeth Eutingen, Ev. Kindergarten Eutingen/Mäuerach, Ev. Kindergarten Enzstraße Eutingen, Städt. Kindergarten an der Belfortstraße Pforzheim, Städt. Kindergarten an der Blücherstraße Pforzheim, Städt. Kindergarten am Wartberg Eutingen, Ev. Kindergarten Thomasgemeinde an der Hessestraße Pforzheim, Kindergarten auf der Insel Eutingen, Kindergarten an der Arcus-Klinik, Witzenmann Kinderwelt